Ihren Job möchte ich nicht haben!
Wie immer: ich fang vorne an.
Es ist immer so eine Sache mit größeren Projekten. Gerade wenn es eine Eigentümergemeinschaft ist. Viele Köche und so…
Ich hatte seinerzeit aber keine Sekunde gezögert und sofort mein Interesse für den Auftrag bekundet. Bisher machte ich einen Bogen um so, für unsere Verhältnisse, große Aufträge. 3000qm Fassadenfläche klingen nicht viel, Kollegen in anderen Ligen werden darüber schmunzeln, aber die Vielfältigkeit der Flächen machte es kompliziert.
Mehrere Farbtöne, Putz, Beton, Metallgeländer, Holzfenster und das Ganze summierte sich zu fast 4500qm bearbeitete Flächen. Da alles zweimal beschichtet wurde, im Endeffekt das Doppelte… wow.
Etwas mehr als 700 Arbeitsstunden sind in das Projekt geflossen. Zwischenzeitlich, bei Schönwetter-Phasen, 5-6 Leute vor Ort. Ein Tag Arbeit noch für zwei Leute, dann ist ein Haken dran. Gutes Wetter vorausgesetzt. Puh!
Es gab aber auch allerhand Schwierigkeiten zu meistern. Der Gerüstbauer war ziemlich unzuverlässig, die BG Bau sperrte zwischenzeitlich das Gerüst, die Eigentümer stritten über die Farbtöne während Ausführung (!), Mitarbeiter mussten über Sachen diskutieren, die Zeit und Nerven raubten.
Fragen Sie meinen Chef.
Das ist bei uns unüblich. Meine Mitarbeiter arbeiten selbständig und haben selbstverständlich mein vollstes Vertrauen. Auch, dass sie den Kunden bei Fragen sympathisch, freundlich und fachlich korrekt beraten. Aber bei so vielen „Ansprechpartnern“ und Nebenkriegsschauplätzen gab ich schnell eine andere Marschroute vor: Ihr wisst von nix. Ich bin der, der die Antworten gibt. Weil die Produktivität und Motivation litt, musste ich meine Truppe „aus der Schusslinie“ nehmen.
„Sie haben immer die Nerven behalten. Trotz dem ganzen Chaos hier, waren Sie immer ruhig und abgeklärt.“, war das Lob ,welches ich von einem Eigentümer erhielt. Das bestätigt auch, dass die plötzliche „Taktikänderung“ richtig war.
Planungs-Probleme
Zwangsläufig kamen wir aufgrund der oben genannten Verzögerungen in Planungs-Schwierigkeiten. Die Planung sah einen Abschluss der Arbeiten Anfang September vor. Jetzt ist Oktober. Zeitgleich mussten noch andere Fassaden fertiggestellt werden und diverse andere Aussenarbeiten. Holla die Waldfee! Gepaart mit unbeständigem Wetter, der pure Stress. Wie ist das Wetter morgen? Wer wohin? Was tun wenn das Wetter umschlägt?
Sie kennen das, liebe Kollegen: morgens früh beladen Sie ihr Auto im strömenden Regen und planen alle Mann (und Frau) für Innenarbeiten ein. Um die Mittagszeit kommt die Sonne raus und *zack* geht das Telefon: „Wo sind Sie? Wir haben Wetter!“ Genau. Und jetzt lassen alle ihr Werkzeug fallen und fahren für 2-3Stunden an die Fassade. Oder nur einer? Nein! Das funktioniert so leider nicht.
Ich spiele mit offenen Karten, habe jedem Eigentümer, der fragte, das gleiche gesagt… „Aufgrund der Verzögerungen, für die wir NIX können, ist unsere ganze Planung für die Tonne. Ich meine, wir haben auch noch andere Kunden, die wir auch glücklich machen wollen. Wir springen hin und her, und wollen ALLE zufrieden machen. Faktoren wie Wetter, Personalverfügbarkeit und Personalausfälle machen es nicht einfacher. Wenn wir dann mal ein oder zwei Tage nicht hier sind, liegt das allein daran. Und nicht, weil wir keine Lust mehr haben. Schließlich will auch ich, dass alles einen Abschluss hat.“ – „Oje. Also Ihren Job möchte ich auch nicht machen! Da den Überblick zu behalten.“ entgegnete man mir.
Darum mache ich den auch, weil ich ihn liebe. Auch wenn es manchmal, sagen wir mal, aufregend ist. 🙂
Endspurt, Leute! 🙂
16. Oktober 2013
Kategorie/n: Allgemein • Baustellen Geschichten
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