Der doppelte Maler – die Fortsetzung

Unklarheiten beseitigt, oder doch nicht?

Also blieben wir auf der Baustelle und führten die Arbeiten weiter aus. Jedoch machte mich eine weitere Sache etwas stutzig: die Wände, wo der Rohrbruch zu dem Schaden geführt hatte, waren fühlbar feucht.

Um auf Nummer sicher zu gehen, holte ich schnell ein Feuchtigkeitsmessgerät und musste mit großen Erstaunen feststellen, dass der Putz tatsächlich feucht war. An einer anderen Stelle nochmals gemessen und das Messgerät zeigte nix mehr an. Tilt! Außerhalb des Messbereiches = nicht feucht, sondern nass!

Hm, der Rohrbruch wurde doch laut Kundin vor 1 Monat repariert…

An einer anderen Wand bzw. Teilfläche der Decke war noch ein Feuchtigkeitsschaden aufgrund Undichtigkeiten im Dach. Auch hier wurde repariert und abgedichtet, laut Kundin. Diesen sollten wir, wie ursprünglich abgesprochen, auch beseitigen.

Auch hier war nach kurzem zupfen an der Tapete klar: pitschepatsche nasse Wand und Decke! Obendrein zig mal übergepfuscht, und mit Latexfarbe überstrichen. Auweia!

Ich war deutlich verwirrt, da bei meinem ersten Ortstermin alle betroffenen Flächen spürbar und messbar wesentlich trockener waren.

Die Erkenntnis kam spät, aber heftig.

Mein Geselle hatte den tollen Einfall einfach mal von außen zu gucken. Als wir dann beide so das Dach im Bereich der betroffenen Stellen anschauten, wurde so einiges klar: katastrophaler Zustand. Schindeln fehlten, Anschlüsse waren offen wie Scheunentore.

Oh mein Gott! Seit meinem letzten Termin hatte es mehrere Tage geregnet…

Wir gingen weiter auf Spurensuche. Im Schlafzimmer (wo auch ein angeblicher Folgeschaden des Rohrbruchs war) stellten wir fest, dass sogar der Teppich feucht war.

Was tun?

Erstens: Kundin informieren, dass wir unter diesen Umständen keine fachlich korrekte Arbeit abliefern können. Die Wände müssen trocken sein.*

Zweitens: Versicherung informieren, dass eine Ausführung nicht möglich ist, da die Wände nass sind. Ob eine Bautrocknung hilft, wage ich zu bezweifeln. Durch das marode Dach kommt immer mehr Feuchtigkeit ins Mauerwerk/Putz. (wer weiß, wie lange schon)

Das Ende der Geschichte

Wir haben die Arbeiten abgebrochen, rechnen den geringen Aufwand mit der Versicherung ab und bei mir bleibt ein Gefühl von Mitleid für eine entweder blauäugige oder überforderte ältere Dame, die in einer feuchten Bude lebt.

Unter den, nun neuen Umständen war klar, es musste schon seit Jahren Feuchtigkeit durch das marode Dach ins Mauerwerk eindringen. Gefahr im Verzug! Die gute Frau muss da ausziehen!

Unsere mehrmaligen und mit Nachdruck ausgesprochenen Hinweise auf die Gesundheitsgefahr stieß leider auf taube Ohren… irgendwie traurig. 🙁

Kennen Sie das Gefühl helfen zu wollen, aber total machtlos zu sein und nix tun zu können? So ging es mir den restlichen Tag.

*Sie vermutete die Fassade (vereinzelte Risse) als Ursache. Ich möge doch bitte ein Angebot machen. Ich lehnte dies sofort ab. Das Geld solle Sie bitte in die dringend nötige Dachsanierung investieren. Die Fassade ist das kleinste Problem.

23. Mai 2012

Kategorie/n: AllgemeinAlltäglichesBaustellen Geschichten

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